Nr. 114/Februar 2010

Liebe LeserInnen!

Zeit zu Feiern?

Das Jahr 2010 hat ja spannend angefangen, mehr als zehn Jahre nach der Verabschiedung eines Forderungskataloges der österreichischen Lesben- und Schwulenorganisation zu gleichgeschlechtlichen PartnerInnenschaften gibt es in Österreich endlich eine gesetzliche Regelung. Einen langen Atem mussten AktivistInnen haben, bis es soweit war. Mit dem neuen Gesetz ist aber noch lange nicht alles erreicht.

Die Redaktion hat – nach intensiver Diskussion – als Überschrift der Titelgeschichte dieser PRIDE-Nummer „Hochzeit“ gewählt (Seite 8 bis 15 und 36 bis 37). Denn für viele Lesben und Schwule stellen die Zeremonie, der Vertrag und die damit nachfolgenden Sicherheit und Verpflichtungen einen wichtigen Abschnitt in ihrem Leben dar. Da wird gefeiert, da gehen lang ersehnte Wünsche in Erfüllung, da war es auch höchst an der Zeit, dass eine entsprechende Regelung einführt wurde.

Maria Fekter und KonsortInnen haben ja erfolgreich mit allen Mitteln dafür gesorgt, dass Worte wie „Familie“ oder Bezeichnungen die Parallelen zur „Ehe“ herstellen, konsequent vermieden werden. Geschweige denn kindgerechte Regelungen für Kinder in Regenbogenfamilien. Erst langsam zeigt sich auch, welch diskriminierende Auswirkungen etliche Paragraphen im EP-Gesetz haben (Seite 12 bis 15).
Ist es also wirklich Zeit zu feiern, ist es aus lesbisch/schwulem Selbstverständnis logisch die traditionellen Bezeichnungen wie „Trauung“, „Hochzeit“ sich selbst anzueignen? Oder zeigen wir mit den zwar sperrigen aber auch die rechtlichen Rahmenbedingungen genau bezeichnenden Begriffen wie „PartnerInnenschaft“ nicht besser deutlich, dass Lesben und Schwule noch immer als Menschen zweiter Klasse behandelt werden?

Ein paar dieser Themen haben wir in dieser Ausgabe aufbereitet, das Thema PartnerInnenschaften wird aber in den nächsten PRIDE-Ausgaben sicher noch weiter behandelt werden.

Mit bewegten Grüßen
Gerhard Niederleuthner