Rückschritte
Zuerst das Gute: Zum 40. Jahrestags der Enthüllung des ersten Gedenksteins für homosexuelle Opfer des NS-Regimes fand eine würdevolle Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen statt (Seite 18/19). Die Grußworte von Ernst Strohmeyer, HOSI Linz Gründungsobmann und Zeitzeuge der Enthüllung des Steins, blieben positiv gestimmt: „Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Erinnerung an die Opfer lebendig bleibt und dass wir aus der Geschichte lernen.“
Und jetzt das Aktuelle: Viele politische Entwicklungen weltweit lassen uns fast sprachlos zurück. Vor Jahren noch vollkommen undenkbare Aussagen von Präsidenten (egal auf welcher politischen Seite) oder imaginierenden „Volkskanzlern“ überschwemmen im Stundentakt die digitalen, aber auch die analogen Welten. Menschenverachtend, rassistisch, homo-/transphob und populistisch sind die Aussagen, die Menschen aufeinanderhetzen und nie eine Lösung der vorhandenen Probleme mit sich bringen. Es ist ein zynischer Wettbewerb um die schlimmsten Feindbilder und dümmsten Sündenböcke. Wir versuchen diese Tendenzen zu analysieren (Seite 6-17). Es gibt bei dieser Nummer nur ein typografisches Titelbild und symbolisierende Figuren bei den Titelgeschichten. Den Tätern (und auch Täterinnen) wollen wir keine weitere sichtbare Plattform bieten.
Zurück in die Vergangenheit war noch nie eine Lösung. Wir müssen uns auf harte Jahre einstellen.
Mit bewegten Grüßen
Gerhard Niederleuthner